Lieber Feuerwerk als die feurige Shakira

BW Langförden richtet 16. OM-Cup aus / Für 1181 E-Jugendfußballer die Mini-WM im Schatten der großen WM

Campo Bahia, Maracana, Louis van Gaal oder Top-
model Lena Gercke: Seit vier Wochen regiert der
große Fußball, aber es gibt Parallelen zum kleinen
Fußball. Und Unterschiede.

VON FRANZ-JOSEF SCHLÖMER

Langförden. Die WM in Brasilien steuert ihrem Höhepunkt entgegen, am Sonntag gibt’s das spektakuläre Finale in Rio de Janeiro. Zur gleichen Zeit steigt aber auch die Mini-WM für die E-Jugendfußballer des Oldenburger Münsterlandes: Auf dem Langfördener Bomhof geht es am Wochenende (12./13. Juli) für über 1200 Kids aus den Kreisen Vechta und Cloppenburg um den OM-Cup. Zwischen der großen und kleinen Weltmeisterschaft gibt es einige Gemeinsamkeiten, aber auch schöne Unterschiede. Hier ein Überblick.

Campo Bahia

Das extravagante Camp der Nationalmannschaft lässt sich nur per Fähre erreichen, eskortiert von bewaffneten Sicherheitskräften und abgeschottet von der Öffentlichkeit. In Langförden wurde einfach der Zaun der Sportanlage auf fünf Meter abgebaut – und schon kann jeder in die Zeltstadt gehen. 2,5 Hektar groß, für jeden Verein stehen 10×10 Meter zur Verfügung. Einen Strand wie in Campo Bahia gibt’s nicht, aber diese Jungs haben auch nur Fußball im Kopf.

Topmodel Lena Cercke

Die Freundinnen von Khedira, Schweini, Götze & Co. sind nur schmückendes Beiwerk, die gelegentlich mit Hubschraubern einfliegen und ihre neuesten Einkäufe zeigen dürfen. Beim OM-Cup sind die Mädchen aber mittendrin: SC Bakum, SV Carum, TV Dinklage, TuS Neuenkirchen und RW Visbek schicken reine Mädchenmannschaften, hinzu kommen einige Mädels in Jungenmannschaften. Ganz schön mutig bei insgesamt 1181 gemeldeten Spielern in 124 Mannschaften. Von wegen schmückendes Beiwerk: Diese Mädchen gehen im Kampf um den Ball resolut zur Sache.

Adios Espana

Spaniens Tiki-Taka-Land ist abgebrannt, der Titelverteidiger reiste nach nur drei Spielen wieder ab. Das wird dem OM-Cup-Titelverteidiger TV Dinklage nicht passieren: Der Rekordsieger (3 Triumphe) läuft auf jeden Fall wie alle Mannschaften bei der Siegerehrung wieder ein. Ob als Sieger? Die Favoritenrolle haben eher Sparkassen-Cup-Sieger RW Damme und der VfL Oythe aus dem Kreis Vechta sowie SV Bethen, BV Garrel und SV Evenkamp inne. Aber: Beim OM-Cup bleiben die Außenseiter bis zum Schluss stark. Im Jahr 2000 gewann der SV Handorf-Langenberg; vergleichbar wäre der Titelgewinn von Costa Rica bei der WM in Brasilien gewesen.

Louis van Caal

Richtig schnieke schaut Hollands Trainer Louis van Gaal aus, vielleicht der schönste WM-Trainer mit toller Tolle. Für den OM-Cup ist so ein Trainertyp sicher „overstylt“. Die 238 gemeldeten Trainer und Betreuer schlafen in Trainingsanzügen neben ihren Fußballern auf Luftmatratzen in den Zelten. Da knirscht beim Bratwurstessen auch mal das ein oder andere Sandkorn zwischen den Zähnen.

Luis Suarez

Der „Beißer“ von Uruguay zeigte Biss, leider zur falschen Zeit, was der arme Giorgio Chiellini schmerzhaft zu spüren bekam. Kräftig zubeißen dürfen dagegen die E-Jugendlichen auf dem Bomhof: 2200 Brötchen, 500 Hälften Kilmerstuten, 240 Pakete Kinderwurst, 240 Pakete Käse, 180 Gläser Nutella und 120 Gläser Marmelade liegen für Abendessen und Frühstück bereit. Dazu gibt’s rund 1500 Portionen Nudeln mit Bolognese zum Mittagessen. Außerdem werden 100 Torten von Eltern und Helfern gebracht, damit auch die 70 Pakete Kaffee einen heißen Absatz finden. Da hätte Luis Suarez kräftig zubeißen sollen.

Schwarzmarkt

Der Ticket-Skandal bei der WM zieht immer größere Kreise, der verhaftete Schwarzmarktdealer Fofana wollte beispielsweise 25 VIP-Karten fürs Finale zum Stückpreis von 17 000 Euro verkaufen. Solchen krummen Geschäften wurde in Langförden ein Riegel vorgeschoben: Der Eintritt ist frei – sogar beim Finale. Auch fürs Parken auf den beiden Grünflächen vor der Tennishalle wird kein Cent genommen; diese Plätze müssen vom Ort aus angesteuert werden, denn vor der Sportanlage herrscht eine Einbahnstraßenregelung.

Maracana

Der Name zergeht auf der Zunge: Maracana – das Stadion der Träume, das Ziel der besten Fußballer der Welt. Der Mythos des Stadions soll durch den Umbau verloren gegangen sein, teure Sitze, kalte Atmosphäre. Der Mythos Bomhof ist geblieben: Die grüne Lunge in Vechtas Vorstadt, einzige Fußballarena ohne Werbebande. Okay: Beim OM-Cup hängen Banner der insgesamt 22 Sponsoren aus. Ohne ihre Unterstützung geht es nicht, denn für die Kids des Oldenburger Münsteriandes ist dieses Event wie immer umsonst. Nach der Mini-WM werden die Transparente am Bomhof wieder abgehängt, das Maracana lässt sich aber nicht in die legendäre Ursprungsarena für jedermann zurückbauen.

Schwarz-Rot-Gold

In Belo Horizonte dominierte gestern Abend das brasilianische Gelb, doch ganz Deutschland präsentiert sich in Schwarz-Rot-Gold. Da macht Langförden keine Ausnahme: Alle 1181 E-Jugendkicker erhalten ein OM-Cup-Shirt im Nationalmannschaftslook und eine kleine Deutschland-Fahne.

J.Lo und Shakira

Jennifer Lopez sang bei der Eröffnungsfeier, Shakira schwingt ihre Hüften bei der Abschlusszeremonie vor dem WM-Finale. Es muss halt was geboten werden. J.Lo und Shakira singen nicht beim OM-Cup, aber den Kids wird auch viel geboten. Fallschirmspringer bringen den Spielball vom Himmel runter, Menschenkicker und Aktionsplatz liefern Spiel und Spaß, im Festzelt steht am Samstagabend die Live-Übertragung des Spiels um Platz drei an und in der Halbzeitpause gegen 22.45 Uhr wird ein Feuerwerk gezündet. Das gefällt den Kids besser als Shakira. Ihr Song „La, la, la“ ist ohnehin schwer zu verstehen.

World Cup

Das Objekt der Begierde besitzt in der Fußballwelt unschätzbares Gewicht, wiegt aber nur 6,2 Kilo. Der World Cup, den Spaniens Kapitän Iker Casillas zuletzt bei der WM 2010 in die Höhe wuchtete. 6,2 Kilo – für den 1,85 m ‚großen Torhüter ein Klacks. Dagegen muss der E-Jugendkapi-tän des OM-Cup-Siegers richtig Schwerstarbeit leisten: 9,4 Kilo wiegt die OM-Schale. Das dabei 1,35 m kleine Jungs noch nicht umgekippt sind, verwundert schon ein wenig.

Kaiser Franz & Co.

Bis auf Kaiser Franz Beckenbauer, der kurzzeitig vom Bannstrahl der Fifa getroffen wurde, scheint die komplette Promi-Welt in Brasilien zu sein. Doch der Schein trügt: Die Stadt Vechta erwartet beim Empfang am Sonntag in der Tennishalle viele Gäste aus Politik, Wirtschaft und Sport. Dabei ist auch eine Talkrunde über die kleine und große Welt des Fußballs geplant. Gesprächspartner sind Werder Bremens Präsident Klaus-Dieter Fischer und Stefan Wagner, Marketingleiter vom Hamburger SV. Dazu kommt noch ein Profifußballer von Werder Bremen.

DFB-Boss Niersbach

Wolfgang Niersbach, beim kaiserlichen WM-Triumph 1990 noch Pressesprecher und heute DFB-Präsident, glänzte im deutschen Lager mit motivierenden Reden nach den Spielen. „Stimmung wie 1990. Wir können es schaffen“, frohlockte er nach dem Halbfinaleinzug. Sein Pendant bei BW Langförden, Klubchef Hermann Moormann, ist kein Mann der großen Worte, sondern packt täglich mit an, etwa im Rasenkompetenz-Team auf dem Bomhof. Er hat ein Orga-Team von rund 15 Personen zusammengestellt, dazu kommen knapp 300 Volunteers. Die sind vielleicht nicht alle so jung und knackig wie die 14 000 Volunteers in Brasilien, aber mit ihrer Lebenserfahrung leisten sie vermutlich genauso viel.

Quelle: Oldenburgische Volkszeitung vom 09.07.2014

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